Unser 30jähriges Jubiläum 2021 gab uns den Anlass 30 Jubiläen (+3 Zusatzjubiläen) vorszustellen, die in engem Kontakt zur Puppentheatersammlung Dresden und / oder dem Verein stehen.
Feier anlässlich eines Abendvortrages von Kurator Lars Rebehn zum 65. Gebutrststag der Puppentheatersammlung Dresden 2017 |
Die Serie erschien ab 02. April 2021 auf Instagram der Saatlichen Kunstsammlungen Dresden/Puppentheatersammlung
Zusammenfassend stellen wir die Beiträge nachfolgend zusammen:
Teddy Küchenmeister
Der Marionettenspieler Teddy Küchenmeister, Radebeul um 1986, Inventarnummer F 260,1 |
Der Marionettenspieler Teddy Küchenmeister (1935-2009) gab als Gründungsdatum stets 1919 an, doch entstand seine Bühne erst 1959 mit der Übernahme des Marionettentheaters von Arno Ritscher und Verschmelzung mit dem bereits vorhandenen eigenen Bestand. Das frühe Datum bezog sich lediglich auf die Bühnengründung Arno Ritschers. Teddy Küchenmeister reiste als einziger traditioneller Puppenspieler der DDR mit großem Fuhrpark, eigenem Theaterzelt und Abendspielplan zwischen Erzgebirge und Ostsee.2018 konnte der gesamte Fundus mit Unterstützung der Freunde der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e. V. erworben werden.
Fotografie,
handkoloriert: Ein
gesundes Weihnachtsfest und alles Gute zum Jahreswechsel
|
Marionette:
Schornsteinfeger
(Leiterakrobat des Marionettenvarietés), Arno Ritscher, |
Marionettenkopf:
Kasper für die Kindervorstellungen, |
Elisabeth Grünwaldt
Foto
(Ausschnitt), Die Dozenten des Puppenspiellehrgangs in Hohnstein
1929, Hohnstein, Sächsische Schweiz, 1929, |
Vor
150 Jahren wurde Elisabeth Grünwaldt in Mitau (Lettland)
geboren.
Die ausgebildete Erzieherin lernte nach dem 1. Weltkrieg
Max Jacob und die Wandervogelbewegung kennen. Als sie ihren
Kindergarten schließen musste, ging sie mit Max Jacob nach
Hartenstein im Erzgebirge. Seit Gründung der Hohnsteiner
Puppenspielbühne 1921 schneiderte sie die Handpuppen-kostüme und
zog 1928 mit der Puppenspieltruppe nach Hohnstein in der Sächsischen
Schweiz. Bis 1938/39 leitete sie die Kostümschneiderei der
Hohnsteiner Werkstatt. Bekannt aus dieser Zeit sind auch ihre
Tierfiguen, für deren Gestaltung sie allein zuständig war.
Parallel
dazu führte sie auch Scherenschnitte aus, welche unter anderem
als Illustrationen in Mär-chenbüchern, auf Kalendern und auf
Kunstdruckkarten veröffentlicht wurden.
Am 10. Mai 1961 verstarb
Grünwaldt in Hohnstein (Sächsische Schweiz).
Klappmaulpuppe
Hund, Sachsen, Mitte 1920er Jahre - Ende 1930er Jahre, |
Scherenschnitt
Theaterdirektor und Hansel, Hohnstein (Sächsische Schweiz), 1950er
Jahre, |
Pandels Marionttentheater
Foto
(Ausschnitt), Gerhard Pandel mit Teddy Küchenmeisters Kasper, DDR um
1970, Inventarnummer F 231,8 |
Vor
90 Jahren wurde Siegfried Pandel in Torgau/Elbe geboren.
Er
führte das Marionettentheater seiner Eltern weiter und erhielt 1962,
wie zahlreiche Puppenbühnen, Berufsverbot, durfte aber einige Jahre
später wieder spielen. Als es in den 1970er Jahren erneut zu
erschwerten Aufführungsbedingungen für private Puppenbühnen kam,
beantragte Siegfried Pandel im Herbst 1979 die Ausreise und verließ
schließlich 1982 die DDR und zog mit dem gesamten Theater nach
Nordrhein-Westfalen. Nach 1990 kam er nach Sachsen zurück und
erhielt bis zu seinem Tod am 20. August 2009 die traditionelle
Marionettenspielweise aufrecht.
Ankauf des Fundus Küchenmeister von
Frank Belger im Dezember 2018mit Unterstützung der "Freunde der
Staatlichen Kunstsammlungen Dresden e. V."
Oskar Ritscher
Marionette Kasper, Sachsen 1928, Inventarnummer 19199 |
Vor
125 Jahren wurde Oskar Ritscher in Weixdorf geboren.
Als
Sohn der Marionettenspieler Karl Ernst Ritscher (1853–1943) und
Anna Lippold (1859-1928) übernahm Ernst Ritscher nach dem Tod der
Mutter 1928 gemeinsam mit seinem Bruder Erich das Marionettentheater
des Vaters. Sie reisten unter dem Namen „Gebrüder Ritscher“.
Oskar Ritscher erhielt eine Ausbildung als Galvaniseur, denn, wie
alle Söhne Ernst Ritschers, sollte auch er einen bürgerlichen Beruf
erlernen. Das Theater der Gebrüder Ritscher wurde nach dem
Spielverbot von 1952 endgültig stillgelegt. Mit
fast 80 Jahren verstarb Oskar Ritscher im April 1976 in Grüna.
Marionette
Eulenspiegel, Sachsen, zweites Viertel 20. Jahrhundert |
Marionettenkopf
Mann, Sachsen, erstes Drittel 20. Jahrhundert, |
Theater Oestreich-Ohnsorge
Plakat
(Ausschnitt), Kollektiv-Bühnen Oestreich-Ohnesorge "Wie aus dem
Karl ein Kerl wurde". |
Vor
70 wurde das Theater Oestreich-Ohnesorge gegründet.
Es
war der Zusammenschluss zweier privater Handpuppenbühnen: Herbert
Oestreich (1904-1970) und Rosemarie Ohnesorge (1919-1967). Beide
Bühne bestanden bereits seit 1929, Oestreichs in Hartha, die Bühne
Ohnesorges in Schleiz. Durch die spätere Vereinigung bekamen sie ab
1958 eine feste Spielstätte in Gera. In den 1970er Jahren galt das
Theater als eines der modernsten Puppentheater in Ostdeutschland,
seit 1995 bildet es eine Sparte des Theaters Altenburg-Gera.
Plakat
(Ausschnitt),
Puppenbühne
Oestreich-Ohnesorge. |
Handpuppe
Hund Scharik aus "Die verzauberten Brüder |
Maske
Clown, Gestalter Herbert Oestreich, |
Grazer Puppenspiele
Plakat der Linzer Puppenspiele, Linz 1924, Inventarnummer C 6479 |
Vor 100 Jahren wurden die "Grazer Puppenspiele" vom progressiven Künstlerbund „Freiland“ mit Unterstützung der Grazer Stadtverwaltung ins Leben gerufen. Bedeutende Künstler beteiligten sich an der Gestaltung und Anfertigung der Figuren. Neben Opern und Singspielen wurden auch eigens von steiermärkischen Dichtern verfasste Schauspiele aufgeführt. Das ambitionierte Projekt wurde allerdings ein Opfer der schlechten Wirtschaftslage nach dem Krieg. Nachdem es sporadisch von verschiedenen Betreibern weitergeführt wurde, musste die Bühne um 1930 endgültig stillgelegt werden.
Marionette
Geheimsekretär Eulert aus „Das Eulenschloss“, |
Marionette
Adam aus „Adam, Adamerl und Eva“, |
Bärenfelser Puppenspiele
Zeichnung von Elsa Sturm-Lindner, Paul Hölzig beim Handpuppenspiel, Bärenfels 1949, Inventarnummer C 4116,9 |
Der Name „Bärenfelser Puppenspiele“ (1946-1970 tätig) wurde vor 75 Jahren von Paul Hölzig (1911-1989) geprägt. Bereits seit 1933 war Paul Hölzig unter verschiedenen Bühnennamen aktiv – nach dem Krieg im sächsischen Bärenfels. Die Puppenköpfe wurden nach dem Hohnsteiner Stil gefertigt, der Kennerblick kann sie dennoch unterscheiden. Hölzigs Puppenspiel war so gut angesehen, dass er Anfang der 1950er Jahre mit der ersten Stabpuppeninszenierung der damaligen DDR beauftragt wurde. Einige Jahre später verließ er das Land allerdings und reiste noch bis 1970 mit seiner Puppenbühne.
Plakatentwurf,
Bärenfels 1950er Jahre, |
Stabpuppe
Sterndeuter Hussein Huslija aus „Der fröhliche Sünder“ |
Handpuppe
Räuber, Bärenfels 1950, |
Handpuppenkopf
Kasper, Bärenfels um 1950, |
Hochschule für Schauspielkunst und Puppenspiel
Ernst Busch
Urkunde für den Gewinn des Ensemblewettbewerbs Magdeburg 1976, Inventarnummer C 11770 |
75 Jahre Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch + 50 Jahre Studiengang Puppenspiel
Die
Ausbildung der Puppenspieler in der DDR war für lange Zeit ein
schwieriges Thema. Es gab seit den 1960er Jahren
Qualifizierungslehrgänge für Puppenspieler, aber keine grundlegende
Ausbildung. Studenten mussten ins Ausland delegiert werden.
Schließlich entschied man sich für die Gründung der Fachrichtung
Puppenspiel an der Staatlichen Schauspielschule Berlin. Im zweiten
Anlauf gelang dieser Schritt 1971 und seither werden junge Menschen
in drei (später vier) Jahren zu Diplom-Puppenspielern ausgebildet.
Sehr schnell wurde daraus eine Erfolgsgeschichte. Viele hundert
Absolventen gingen an kommunale Puppentheater oder arbeiteten und
arbeiten als freischaffende Puppenspieler. Der Lehrkörper besteht
größtenteils aus Absolventen der Hochschule. Die erste Generation
Puppenspieler hat bereits das Rentenalter erreicht.
Die
Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ unterrichtet
kontinuierlich seit 1946, zunächst als Schauspielschule des
Deutschen Theaters, ab 1951 als Staatliche Schauspielschule Berlin.
Den heutigen Namen erhielt sie 1981.
Gelehrter
Simson Carrasco, Antonias Verlobter aus "Don Quijote", |
Inszenierungsfoto zu "Der Bauch",
Berlin 1980Golo
und Genovefa, |
Stabfigur „Kaderleiter“, Inventarnummer A 10592 |
Marionetten zur Inszenierung "Pfalzgraf Siegfried
und Pfalzgräfin Genovefa", Staatliche Schauspielschule Berlin 1974, Fotonegativ, Inventarnummer F 137,12 |
Hartmut
Lorenz bei den Proben zur Inszenierung "Die Vögel" von
Aristophanes, |
Marionettentheater München
Hilmar Binter um 1950, aus: Deutschlands Puppenspieler, Frankfurt am Main, 1954, S. 15 |
Vor
100 Jahren wurde die Marionettenbühne München von Hilmar Binter
gegründet.
Der
Sohn von Franz Xaver Binter, Bibliothekar des königlichen
Hoftheaters in München, wirkte bereits bei Vorstellungen im
Marionettentheater von Josef Leonhard Schmid (1822-1912) mit und
besaß eine kleine Hausmarionettenbühne. Zunächst Beamter, später
Opernsänger, übernahm Hilmar Binter 1918 die kleine Bühne seines
Vaters, die ab 1921 regelmäßig in München spielte. Er vergrößerte
die Bühne rasch und gewann 1924 Walter Oberholzer (1893-1980) für
die Gestaltung aller seiner Figuren. Seit Anfang der 1930er Jahre
spielte das Theater im Gebäude des ehemaligen städtischen
Puppentheaters.
Als
professioneller Marionettenspieler in München pflegte Binter auch
den Opernspielplan, was aber zu einem Stillstand der eigenen
Entwicklung führte.
Nach
seinem Tode setzte die Witwe Emmy Binter die Bühne noch bis 1957
Jahre fort. Der Fundus befindet sich heute in der Münchner
Puppentheatersammlung.
Plakat (Ausschnitt) Spielplan von April 1929, München 1929, Inventarnummer C 10179 |
Plakat (Ausschnitt) Programm vom 6.-8. Januar 1922, München 1922, Inventarnummer C 7747 |
Zwerg Nase und der Koch, Szenenbild aus „Zwerg Nase“ München 1936, Inv.-Nr. 6274 |
Imagerie Pellerin à Épinal
Katalog der Imagerie Pellerin à Épinal (vor 1945), Inventarnummer C 4750 |
Im Jahr 1796, also vor 225 Jahren, wurde der älteste, noch existierende Bilderbogenverlag der Welt gegründet – die Imagerie Pellerin à Épinal. Neben Darstellungen zu aktuellen Ereignissen, Andachtsbildern und Bastelbogen aller Art war der Verlag gegen Ende des 19. Jahrhunderts vor allem der führende französische Hersteller von Bilderbogen für Papiertheater. Wurden diese Bastelbogen zur Herstellung kleiner Bühnen für das Theaterspiel zu Hause zunächst von einem der vielen deutschen Verlage bezogen, rückte nach dem deutsch-französischen Krieg die heimische Produktion ins Zentrum des Interesses. So entstand ein großes Angebot an Material für Bühnen in verschiedenen Größen und Qualitäten. Die per Hand kolorierten Lithographien gab es in einfacher Ausführung oder mit Vergoldung. „In Frankreich werden sogar die Misthaufen vergoldet“, hieß es dann spöttisch von deutscher Seite. Doch der Erfolg gibt ihnen recht. Der Verlag existiert noch heute, mit breiterem Angebot, zahlreichen Neuauflagen historischer Bilderbogen und einigen wenigen Restbeständen von damals, die zum Verkauf angeboten werden.
https://www.imagesdepinal.com/
Figurenbogen
Nr. 1495 für „Faust“ und „Les 7 Chateaux du Diable“, |
Bilderbogen
Nr. 1543 Vorhang und Accessoires, |
Bilderbogen
Nr. 1510 „Théâtre Complet“, |
Bilderbogen
Nr. 1656 „Ombres Chinoises – La Tentation de Saint Antoine“, |
Bilderbogen
Nr. 1560 Hintergrund für das Bauernhof-Bühnenbild, |
Figuretheater Chemnitz
Stabpuppe
Selim aus "Die Entführung aus dem Serail", Gestalterin
Hanna Diezmann, Chemnitz 1951, |
70
Jahre Figurentheater Chemnitz:
Als
erstes kommunales Puppentheater der DDR wurde das Figurentheater
Chemnitz 1951 unter dem Namen „Städtische Puppenbühne Chemnitz“
von Hanna und Gerhard Diezmann gegründet, seit 1993 gehört es als
Sparte zum Verband der Städtischen Theater. Es eröffnete mit der
zweiten deutschen Stabpuppeninszenierung „Die Entführung aus dem
Serail“ und konzentrierte sich in den nächsten Jahrzehnten vor
allem auf das Spiel mit Hand- und Stabpuppen. Heutzutage werden alle
Formen des modernen Figurentheaters auf die Bühne gebracht.
https://www.theater-chemnitz.de/figurentheater
Tischfigur
Findus aus "Pettersson und Findus", Gestalter Rainer
Schicktanz, Chemnitz 2003, |
Tischfigur
Geißlein aus "Der Wolf und die sieben Geißlein", |
Plakat
"Das weiße Märchen", Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) 1978, |
Plakat
"Göttliche Komödie", Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) 1981,
|
Großfigur
Der Polizeisergeant in Uniform aus "Die Polizei", |
Carl Aller
Titelseite des Illustreret Familie-Journal, Heft 41/1922, Inventarnummer C 10195,14 |
Am 25.11.1845 wurde der dänische Medienmogul Carl Aller in Kopenhagen geboren. Der gelernte Lithograph gründete 1873 den Verlag Carl Aller`s Etablissement. Eine von ihm entwickelte Methode der photolitographischen Reproduktion erlaubte den farbigen Druck als günstige Massenproduktion. Am 7. Januar 1877 erschien die erste Ausgabe der bis heute beliebten Wochenzeitschrift Familie Journal (damals noch Illustreret Familie Journal). Darin waren regelmäßig Bastelbogen enthalten, immer wieder auch für den Bau kleiner Heimtheater mit den zugehörigen Kulissen, Requisiten, Figuren und Texten. Ursprünglich wurden diese direkt in die Zeitung gedruckt. Erst die letzte und größte Bühne, das Pegasus-Theater, erschien von 1941-51 als separat gedruckte Beilage mit hochwertigem Druck und auf besserem Papier. Heute vor 95 Jahren starb Carl Aller. Sein Verlag, heute Aller Media, ist der größte Herausgeber von Wochenzeitschriften in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland.
Textheft
zu „Skatteøen
eller Kaptajn Flints Arv“ (Die Schatzinsel) |
Bastelbogen
für ein Aufstellbild mit der Sixtinischen Madonna aus Allers
Familie-Journal, |
Figurenbogen
zu "Da
prinsessans fingerborg försvann" |
lhambra-Bühne,
gebaut aus Bastelbogen des Familie-Journal erschienen 1923, |
Titelseite
von Allers
Familie-Journal (schwedische Ausgabe), |
Hohnsteiner Puppenspiele
Max Jacob auf seinem 75. Geburtstag, Fotograf Carl Schröder, Hohnstein 1963, Inventarnummer F 57,3 |
Vor
100 Jahren trat Max Jacob (1888 – 1967) zum ersten Mal als
Puppenspieler auf - es soll auf seiner eigenen Geburtstagsfeier
gewesen sein, damals noch im erzgebirgischen Hartenstein. Von da an
scharte er eine Künstlergruppe um sich, die ab 1928 ihren Sitz in
Hohnstein hatte und als „Die Hohnsteiner“ in kürzester Zeit zu
Weltruhm gelangte. Zunächst spielten sie auf der Burg Hohnstein, ab
1939 im Puppenspielhaus. Es folgten zahlreiche nationale und
internationale Gastspiele und Schallplattenaufnahmen. Besonders
einprägsam wurden neben der Hohnsteiner Spielweise die geschnitzten
Handpuppenköpfe von Theo Eggink (1901 – 1965).1957
wurde Max Jacob zum Präsidenten der 1929 in Prag gegründeten Union
Internationale de la Marionnette
(UNIMA) gewählt.
In
zahlreichen Handpuppenbühnen finden sich die Figuren der Hohnsteiner
Werkstatt. Noch heute werden in Hohnstein Handpuppenköpfe gefertigt
sowie Figurentheatervorstellungen gegeben.
Kasper,
Handpuppe, 1925, Adler-Puppenspiele, |
Kalenderblatt Die Burg Hohnstein, um 1929 |
Plakat
„Hohnsteiner Puppenspiele“, Hohnstein um 1932, |
Theo
Eggink demonstriert das Schnitzen eines Kasperkopfe |
André Tahon
André
Tahon bei einem Bootsausflug auf dem Scharmützelsee anlässlich
eines UNIMA-Treffens in Bad Saarow 1972, |
Vor 90 Jahren, am 15. August, wurde André Tahon im französischen St. Maur geboren. Der Schüler der französischen Puppenspiellegende Marcel Temporal trat erstmals 1948 als Puppenspieler auf. 1959 wurde er in die USA eingeladen, um in Las Vegas zu spielen. Es folgte eine lange und sehr erfolgreiche Tournee durch die USA. 1961 und 68 spielte er für die englische Königsfamilie, 1963 wurde er für Shows in Disneyland/Kalifornien engagiert. Nebenher entstanden Filme und Fernsehserien mit seinen Figuren. 1970 gründete er die Compagnie André Tahon, mit der er im In- und Ausland reiste. Selbst in der DDR war Tahon regelmäßig zu Gast und seine Figuren wie Ploom, die französische Raupe, oder seine Paradefigur, die Marotte Papotin, erlangten Weltruhm. 1981 erhielt er den französischen Verdienstorden, 1987 wurde er Chevalier des Arts et Lettres. 1987 spielte Tahon zum Musikfest in Dresden. 1998 setzte er sich zur Ruhe, organisierte aber weiterhin Workshops zum Spiel mit Marotten für Amateure und Profis. Am 28. August 2009 starb André Tahon in Paris.
Maus,
Paris, Gestaltung: André Tahon 1960er Jahre, |
Plakat
(Ausschnitt): La Compagnie André Tahon, |
Plakat
(Ausschnitt) für Vorstellungen der Compagnie André Tahon, |
Arthur Kollmann
Arthur Kollmann um 1887, Diapositiv, Inventarnummer F 213,19 |
Am 08. August vor 80 Jahren starb Arthur Kollmann: Puppenspieler, Zauberkünstler, Sammler und nebenher Erfinder eines Urinkatheters. Prof. Dr. Carl Arthur Kollmann (1858-1941), Polizeiarzt und Professor der Medizin an der Universität Leipzig, stammte aus einer Leipziger Buchdrucker- und Verlegerfamilie und hatte wie sein Vater Medizin studiert. Seit seiner Kindheit war seine große Leidenschaft das Puppenspiel und die Zauberkunst, die er später intensiv erforschte. Er sammelte – und die Sammlung wuchs. So baute er 1906 für Familie (Frau und drei Töchter) und Puppen ein neues Haus in Leipzig-Gohlis. Ab 1912 gab er auch öffentliche Vorstellungen mit einer großen Marionettenbühne, die er frisch erworben hatte. 1926 übergab er seine Sammlung dem Völkerkundemuseum Leipzig. Otto Link, der spätere Gründer der Puppentheatersammlung, half ihm beim Sichten und Sortieren. Bis zum kriegsbedingten Aus wurde im Grassi-Museum regelmäßig mit den Marionetten gespielt. 1972 kam die Sammlung, die seit Kriegsende eingelagert war, in die Puppentheatersammlung, wo sie seither erforscht wird.
Junge
Frau, Marionette aus der Bühne Ruttloff, |
Marionetten
der Sammlung Kollmann im Depot des Grassi-Museums, |
Marionetten-Kasper
aus Kollmanns Hausbühne, |
Hans Claus
Geburtstagskarte
(Ausschnitt) für Carl Schröder zu seinem 60. Geburtstag |
Am 1. August 2021 wäre Hans Claus 100 Jahre alt geworden. Der gelernte Möbeltischler begann seine Karriere im Puppentheater 1952 an der Städtischen Puppenbühne Chemnitz als Puppenspieler. 1953 wechselte er nach Dresden und beschäftigte sich neben dem Puppenspiel intensiv mit dem Puppenbau und vor allem der Puppenmechanik. Zahlreiche Entwürfe und Innovationen für das Innenleben der bewegten Figuren stammen von seiner Hand. Von 1956 bis 1986 arbeitete er als Puppenspieler und -mechaniker am DEFA-Studio für Trickfilm Dresden und wirkte an der Entstehung zahlreicher Puppentrickfilme mit.
Weltraumfahrer,
Gestalter Hans Claus 1970, Inventarnummer 25860, |
Bernhardiner.
Entwurf zum DFF-Puppentrickfilm "Feffi Kunterbunts Abenteuer",
Dresden, |
Kopfmechaniken
und Griffstücke. Technische Zeichnung, Dresden 1957 |
Puppentheater auf der Zitadelle
Mitwirkende
des Puppentheaters auf der Zitadelle, Fotograf Klaus Zinnecker, |
Eine
beeindruckende Renaissancefestung in Berlin-Spandau bildet die
Kulisse für das Puppentheater Zitadelle. Regina und Ralf Wagner
leiten das Theater seit nunmehr 25 Jahren und bereichern damit die
Berliner Kulturlandschaft. Die Inszenierungen entstehen nicht nur aus
eigener Schaffenskraft, sondern zum Teil in Zusammenarbeit mit
anderen Theatern und verschiedenen Künstlern oder Regisseuren. So
sind Programme für alle Altersgruppen zu sehen – oft humorvoll,
aber niemals albern. Zahlreiche Auszeichnungen bestätigen den
gelungenen Weg aller Mitwirkenden.
Wir
gratulieren und wünschen weiterhin ungebremste Kreativität.
https://www.theater-zitadelle.de/
Plakat
(Ausschnitt) "Wo ist mein Bär?", Berlin um 1996/2002, |
Plakat
(Ausschnitt) "Die Schneekönigin" nach Hans Christian
Andersen, |
Plakat
(Ausschnitt) "Frau Meier, die Amsel" nach Wolf Erlbruch,
Berlin 2017, |
Tilla Schmidt-Ziegler
Tilla
Schmidt-Ziegler mit ihrem Kasper und der Figur der Neuberin, |
Tilla Schmidt-Ziegler war eine der ersten künstlerischen Handpuppenspielerinnen Deutschlands. Sie stammte aus einer Schweizer Gelehrtenfamilie und wuchs in Würzburg, Tübingen und Freiburg auf, wo sie den Juristen Prof. Dr. Richard Schmidt (1862-1944) heiratete. Nach dessen Berufung an die Universität Leipzig zog sie mit ihm 1913 an die Pleiße. Mit dem Handpuppenspiel beschäftigte sie sich erstmals 1930. Während ihrer Sommeraufenthalte am Gardasee begann sie Handpuppenaufführungen für die Kinder der Umgebung in italienischer Sprache zu geben. Nach der Emeritierung ihres Mannes setzte sie diese Beschäftigung ab 1932 auch in Leipzig fort. Sie investierte viel Zeit und Geld in die Gestaltung der Puppen und Niederschrift der Texte. Tilla Schmidt-Ziegler verstand sich als Berufspuppenspielerin, konnte davon jedoch nie leben. Kritiker warfen ihr immer wieder vor, dass ihre Aufführungen für Kinder zu intellektuell wären und zu wenig Mitspielmöglichkeiten böten. Zugleich wurden ihre Abendspiele, die von tiefen Gefühlen durchdrungen waren, außergewöhnlich gelobt. Tilla Schmidt-Ziegler verstarb heute vor 75 Jahren. Sie vermachte ihren Fundus und ihren schriftlichen Nachlass dem Leipziger Sammler Otto Link. Aus seiner Sammlung entstand kurz darauf die Puppentheatersammlung Dresden.
Bühnenbild
/ Hintergrund (Ausschnitt) zum Puppenspiel „Der Pate des Todes“, |
Roland
aus "Kaspers Traum vom rasenden Roland", Kostümbildnerin
Tilla Schmidt-Ziegler,
|
Kleid, Kostümbildnerin Tilla Schmidt-Ziegler, Leipzig 1930er Jahre, Inventarnummer A 1434,6 |
Puppentheater Moskau
Seit mittlerweile 90 Jahren gibt es das Puppentheater Moskau. Gegründet wurde es im Jahr 1931 von Sergei Wladimirowitsch Obraszow, der heute seinen 120. Geburtstag feiern würde. Waren seine frühen Solo-Nummern, vor allem die mit fast nackten Händen, teils durchaus der Avantgarde zuzurechen, entsprachen seine Inszenierungen mit großem Ensemble (sein Theater hatte ca. 300 Mitarbeiter) eher dem Sowjet-Realismus. Erstmals fand im größeren Maßstab die aus Asien stammende Stabpuppe im europäischen Theater Anwendung, bei der die Arme von unten durch Stäbe geführt werden. Obraszows Wirken hat wohl die weltweit wichtigsten Tendenzen ausgelöst, durch die das Puppentheater im 20. Jahrhundert stärker als zuvor als „hochkulturelle“ Theaterform Anerkennung fand. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden im gesamten Ostblock staatliche und städtische Puppentheater nach dem Moskauer Vorbild, größtenteils existieren diese noch heute. Im Unterschied zu den vorherrschenden Klein- bzw. Ein-Personen-Theatern in Westeuropa handelt es sich hier um große, arbeitsteilige und hochspezialisierte Theaterbetriebe. Sergei Obraszow starb am 8. Mai 1992, sein Erbe lebt bis heute weiter.
Mann
im Frack / Sänger aus "Das ungewöhnliche Konzert", |
Plakat
Zentrales Puppentheater Moskau, vor 1958, |
Plakat
zum Stück "pod shorokh tvoikh resnits" |
Plakat
zum Stück "noch' pered rozhdestvom" (Heiligabend), |
Herbert Löchner
Patafil, Figur aus der DEFA-Serie „Filopat und Patafil“, 1962-68,
Inventarnummer A 4826 |
Am 30.6.2021 wäre
Herbert Löchner 100 Jahre alt geworden. Der gelernte Elektriker erhielt nach
Wehrdienst und Kriegsgefangenschaft 1946 eine Anstellung im Malsaal des
Bernburger Stadttheaters. Nebenher nahm er Malunterricht. Von 1952 bis 1960 war
er Ausstattungsleiter am Theater der jungen Garde in Halle/Saale. 1960
wechselte Löchner nach Dresden an das DEFA-Studio für Trickfilme in
Kesselsdorf. Dort war er bis 1989 an über hundert Filmen künstlerisch
beteiligt, vom Szenenbild über die Figurengestaltung bis zur Regie. Daneben
entwarf er für Theater in der gesamten DDR Bühnenbilder und Plakate sowie
Figuren und Bühnenbilder für etwa 30 Puppentheaterinszenierungen. Viele dieser
Entwürfe schenkte er der Puppentheatersammlung. Er starb am 27. Januar 2003 in
Radeberg bei Dresden.
Hund, Entwurf für „Die Bremer Stadtmusikanten“, Puppentheater Dresden, ca. 1985, Inventarnummer C 5633,2 |
Plakat für die Herkuleskeule Dresden, 1965, Inventarnummer 17094 |
Teufelsbrut,
Entwurf für „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“, |
Schneider, Figur zum DEFA-Trickfilm „Der
Tausch“, 1985, Inventarnummer A 4801 |
Frau mit
Helikopter, |
Reporterfigur, |
Puppentheater Sofia
Plakat
zum Gastspiel am 7.10.1963 anlässlich der Berliner Festtage |
75 Jahre Staatliches Puppentheater Sofia:
Das Theater wurde 1946 von Mara Penkowa (1894-1959) als erstes bulgarisches Puppentheater gegründet. Zwei Jahre später wurde die Kollektivbühne verstaatlicht und 1964 mit dem Puppentheater der Stadt Sofia vereinigt. Vor allem die 1960er Jahre waren von großem internationalem Erfolg gekennzeichnet, beginnend mit einem Preis beim 2. Internationalen Puppentheaterfestival 1960 in Bukarest für die Inszenierung „Peter und der Wolf“. Es folgten weitere Preise und Gastspiele nicht nur in Ost-, sondern auch in Westeuropa, den USA, Kanada und Japan. Seit Gründung der Bühne entstanden über 300 Stücke, nicht nur für Kinder, sondern durchweg auch mit erfolgreichen Inszenierungen für Erwachsene sowie den legendären Schattentheaterstücken „Karneval der Tiere“ und „Bilder einer Ausstellung“ (1997).
Frau
Hase mit Hut, Entwurf für das Stück „Der
Wettlauf“, |
Frau
Hase, fertige Figur für das Stück „Der
Wettlauf“, |
Inszenierungsfoto
zu „Karneval der Tiere“, |
Bornaer Künstler-Puppenspiele
Hans Frannek 1937, Borna 1937, Fotograf Georg Volpert Atelier, Inventarnummer F 173,2 |
Vor
90 Jahren wurden die „Bornaer Künstler-Puppenspiele“ von Hans
Frannek (*1908 in Borna bei Leipzig) gegründet.
Mit dem
Puppenspiel kam Frannek erstmals in den 20er Jahren im Rahmen der
evangelischen Jugendarbeit in Berührung und spielte in den 30er
Jahren häufiger in Kinos und zu betrieblichen Feiern. Nach Ausbruch
des Krieges wurde er eingezogen und geriet 1942 nach Verwundung in
sowjetische Gefangenschaft. 1945 half er in Borna beim Aufbau der
örtlichen FDJ und gründete mit deren Hilfe die „Bornaer
Künstler-Puppenspiele“. Zwischen 1946 und 1969 reiste Hans Frannek
in der ganzen DDR. Der „Bornsche Kasper“ zählte dank seines
Humors und seiner Schlagfertigkeit zu den besten Handpuppenspielern
Deutschlands. 1948 wurde er bei einem Wettbewerb sächsischer
Kollegen Landessieger. Anfangs fertigte Johannes Sitte
(1900-1980) die meisten der Figuren, bis um 1949 Gertraude Sorkalla
(†1997) Mitspielerin Franneks wurde. Sie hatte zuvor in den
Werkstätten von Gerhard Stiehl die „Bornaer Künstlerpuppen“
gefertigt und schuf nun auf Franneks Wunsch leichtere Puppen, da er
noch unter den Folgen seiner Kriegsverletzung litt. Wegen seiner
schlechten Gesundheit schlossen die „Bornaer Künstler-Puppenspiele“
1969 für immer ihre Pforten.
Hans Frannek starb am 14. März
1995. Sein künstlerischer Nachlass wird in der Puppentheatersammlung
bewahrt.
Plakat
(Ausschnitt)
seiner ersten Bühne,
Borna um 1931, |
Witwe
Bolte aus „Max und Moritz“, |
Chasid,
Kalif von Bagdad, aus "Der Kalif von Bagdad", |
Faust
aus "Dr. Faust", Gestalter Johannes Sitte, |
Puppentheater Bautzen
Herbert
Ritscher auf der 1. Konferenz
der Berufspuppenspieler der DDR in Meißen,
Meißen-Siebeneichen,
27.-29. April 1963, Inventarnummer
F 50,41
Herbert
Ritscher auf der 1. Konferenz
der Berufspuppenspieler der DDR in Meißen,
Meißen-Siebeneichen,
27.-29. April 1963, Inventarnummer
F 50,41
Die
Marionettenbühne Bautzen wurde vor 60 Jahren auf Initiative der
kulturellen Vertretung der lausitzer Sorben (Domowina) gegründet.
Herbert Ritscher (1920-1970), selbst Marionettenspieler in siebter
Generation, wurde zum Leiter der Bühne ernannt und brachte
Erfahrungen und das Spiel mit Marionetten in das staatliche Theater
ein. Bereits ein halbes Jahr nach der Gründung hatte das von ihm
bearbeitete Sagenstück „Meister Krabat“ als Neuinszenierung in
deutscher und sorbischer Sprache Premiere. Bis heute wird in Bautzen
konsequent in deutsch, ober- und niedersorbisch gespielt – diese
Mehrsprachigkeit ist einzigartig in ganz Deutschland.
1963
fusionierte das Sorbische Volkstheater mit der Marionettenbühne und
dem Stadttheater Bautzen zum Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen.
Im selben Jahr erhielt die Puppenbühne einen Inszenierungspreis für
das Stück „Der gestohlene Ball“. Neben Marionetten sind heute
die unterschiedlichsten Puppenspielarten auf der Bühne zu sehen.
Seit 1976 stehen auch Stücke für Erwachsene auf dem Spielplan.
Bevor das Puppentheater 2003 in das Burgtheater einzog und damit
eines der modernsten Theatergebäude bekam, hatte es seine
Spielstätte in einem ehemaligen Kino und einer Kaserne. Außer in
Bautzen ist das Ensemble mit Gastspielen im In- und Ausland zu
erleben.
https://www.theater-bautzen.de/ensemble/puppentheater
Plakat
(Ausschnitt) "Zauberer Krabat". Marionettentheater Bautzen
1961
Inventarnummer C 5875
Papageno
aus dem Stück "Die Zauberflöte", Gestalter Eberhard
Keienburg
Bautzen 2009, Inventarnummer A 12921
Plakat
(Ausschnitt) "Faust. Das Leben einer Legende"
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen 2012
Inventarnummer C 6454
Plakat
(Ausschnitt) "Zauberer Krabat". Marionettentheater Bautzen
1961
Inventarnummer C 5875
Papageno
aus dem Stück "Die Zauberflöte", Gestalter Eberhard
Keienburg
Bautzen 2009, Inventarnummer A 12921
Plakat
(Ausschnitt) "Faust. Das Leben einer Legende"
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen 2012
Inventarnummer C 6454
Prof. Dr. Konstanza Kavrakova-Lorenz
Prof.
Dr. Konstanza Kavrakova-Lorenz. Foto: Bogdana Lorenz. |
Vor 80 Jahren, am 18. Mai, wurde Prof. Dr. Konstanza Kavrakova-Lorenz (1941-2005) in Sofia geboren. Die gelernte Buchillustratorin ging 1968 nach Prag, um Puppenspielerin zu werden. Dort lernte sie ihren späteren Mann, Hartmut Lorenz, kennen und folgte ihm ein Jahr später in die DDR. Zunächst arbeitete sie als Ausstatterin am Puppentheater Magdeburg, später an verschiedenen Bühnen als Regisseurin und Szenografin. 1986 promovierte sie zum Thema „Puppentheater als synergetische Kunstform“, verband darin Philosophie und Theaterwissenschaften. Gemeinsam mit ihrem Mann revolutionierte sie das Genre Puppentheater vor allem über die Lehre an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin, wo Lorenz den Studiengang Puppenspiel aufgebaut hatte. Weg vom zuckersüßen, harmlosen Puppenspiel, hin zu tiefgreifenden Inhalten und Erlebniswelten, dafür kämpfte sie ihr Leben lang. Einen Kampf verlor sie jedoch. Am 21. Juli 2005 erlag Konstanza Kavrakova-Lorenz in Berlin einem Krebsleiden.
Don
Quijote, 1984 Puppentheater Erfurt |
Ritter
Tomate aus "Cipollino, das Zwiebelchen", 1974 Puppentheater
Dresden. |
Foto
aus der Inszenierung "Krali Marko", 1973 Puppentheater
Berlin. |
mai hof puppentheater
Inszenierungsfoto
zu "Lysistrate
oder: Alle Macht den Weibern!"
Foto mit freundlicher
Genehmigung vom mai hof puppentheater
Inszenierungsfoto
zu "Lysistrate
oder: Alle Macht den Weibern!"
Foto mit freundlicher
Genehmigung vom mai hof puppentheater
Seit 25 Jahren gibt es in Dresden-Weißig in einem malerischen Kleinod Puppentheater für Kinder und Erwachsene zu sehen - im mai hof puppentheater mit Hella Müller und Hartmut Maihöfer. Seit bereits über 50 Jahren steht Hella Müller als geprüfte Puppenspielerin auf der Bühne und erhielt den Solistenpreis beim Nationalen Puppentheaterfestival der DDR in Magdeburg. Als Regisseurin war sie in zahlreichen Puppentheatern tätig und brachte ihre langjährigen Erfahrungen in das eigene Theater ein. Ihr Mann hat das technische Know-how und überrascht bis heute mit besonderen Effekten und Apparaturen die Besucher.
Wenn Hella Müller nicht auf der Bühne stehen kann, malt sie. Dabei entstehen Bilder, die in eine Welt der Phantasie und Märchen einladen. Zu sehen sind sie in einer digitalen Ausstellung des Putjatinhaus Dresden.
https://www.putjatinhaus.de/kultur-digital-ausstellung-zeit-zum-traumen/#Galerie
https://www.puppentheater-dresden.de/
Bühnenbildentwurf
(Ausschnitt) zum Stück „Der Goldtopf“, Rostock 1985 |
Plakat
(Ausschnitt) Das „mai hof puppentheater“, Weißig 1999
Inventarnummer C 10668
Anna
Migeli aus „Anna Göldin, die letzte Hexe“. Dresden 1994
Inventarnummer A 7100. Schenkung Hella Müller
Hella
Müller vor ihrer Bühne. Foto: Frank Höhler,
mit freundlicher
Genehmigung vom mai hof puppentheater
Inventarnummer C 10668
Anna
Migeli aus „Anna Göldin, die letzte Hexe“. Dresden 1994
Inventarnummer A 7100. Schenkung Hella Müller
Hella
Müller vor ihrer Bühne. Foto: Frank Höhler,
mit freundlicher
Genehmigung vom mai hof puppentheater
Roland Ritscher
Der
Marionettenspieler Roland Ritscher mit seinem Kasper, Oberlausitz
1964 |
Am 03. Mai wäre Roland Ritscher 90 Jahre alt geworden. Als Sohn von Walter (1905-1963) und Martha Ritscher (geborene Großmann, 1906-1986) war er mit dem Leben einer Marionettenspielerfamilie früh vertraut. Seine Eltern gründeten 1932 ihr eigenes Theater und reisten vorwiegend im sächsischen Elbtal und der Lausitz. Nach Walters Tod übernahm sein Sohn Roland die Bühne und betrieb diese gemeinsam mit der Mutter. Damit setzte er die Geschichte der Puppenspielerfamilie Ritscher fort, die sich bis in die Mitte des 18. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Der Urgroßvater von Roland Ritscher, Ernst Ritscher (1853-1943), heiratete in die älteste Puppenspielerfamilie Sachsens, Listner-Lippold, ein. Das Theater überstand die Verbotswellen der 1950er Jahre mit nur wenigen Modernisierungen in der Lausitz. Als die Bühne ab 1981 wieder in das Elbtal kam, wurde die Öffentlichkeit darauf aufmerksam. Es entstanden eine Foto- und zwei Filmdokumentationen. Das Publikum war von der traditionellen Spielweise der Bühne begeistert. Mit dem Tod von Martha Ritscher wurde der Spielbetrieb 1986 eingestellt. Roland Ritscher zeigte noch einige Jahre sein Marionettenvarieté, bevor er auch dieses aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste – das Ende nach acht Generation Puppenspiel. 2003 gab er sein Theater mit über 1.000 Objekten nahezu vollständig in die Puppentheatersammlung. Am 29. März 2005 verstarb Roland Ritscher. Seine traditionelle Spielweise verbunden mit Witz und Charme ist vielen Menschen in Erinnerung geblieben.
Der
Marionettenspieler Roland Ritscher vor seiner Haustür,
Rosenthal-Bielatal, 1990
|
Prospekt
Saal / Park (Ausschnitt), Sachsen, zweites Drittel 20. Jahrhundert |
Schmuckvorhang
(Ausschnitt), Sachsen um 1920 |
Packwagen der Familie Ritscher, Foto von 2005 |
Der
gestiefelte Kater aus „Der gestiefelte Kater“, Sachsen um 1949 |
Kurt Dombrowsky
Kurt
Dombrowsky mit seinem Marionettenkasper, Foto
aus Kiebitz 1973 |
Bereits am 23. Januar 2021 jährte sich der Geburtstag des Marionettenspielers Kurt Dombrowsky zum 90. Mal. Er wurde als Kind aus Lettland umgesiedelt, musste flüchten und landete 1945 in Dresden. Hier erlernte er den Beruf des Elektrikers. Er verliebte sich in die Marionettenspielerin Roswitha Sterl und übernahm das Theater ihres Großvaters Max Kressig, dem die Spielerlaubnis von der Sächsischen Landesregierung entzogen worden war. Manche Figuren sortierte er aus und schenkte sie 1955 der Puppentheatersammlung. In den 1950er und 60er Jahren war seine Bühne immer wieder von Schließungen und Schikanen bedroht. Gerade weil er nicht im Theaterbetrieb aufgewachsen war, beschäftigte er sich intensiv mit der Geschichte des sächsischen Wandermarionettentheaters und war stets erster Ansprechpartner bei Fragen zu diesem Thema. Kurt Dombrowsky verstarb am
11. Mai 2008 in Engertsdorf. Dorf betreibt sein Sohn Uwe bis heute ein Marionettentheater und pflegt mit viel Hingabe ein Museum zum Sächsischen Wandermarionettentheater.
Die
zwei Seiten einer Klappmetamorphose, Soldat in roter bzw. blauer Uniform, Sachsen, erste Hälfte 20. Jahrhundert, |
Plakat
zu einer Ausstellung der Puppentheatersammlung, bei der Kurt
Dombrowsky mehrfach Aufführungen gab. |
Jean-Loup Temporal
Jean-Loup
Temporal auf der UNIMA-Präsidiumssitzung |
Am
23.1.2021 wäre Jean-Loup Temporal 100 Jahre alt geworden. Der Sohn
des französischen Handpuppenspielers Marcel Temporal wurde während
des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland dienstverpflichtet. Es
gelang, ihn als Puppenspieler an die Hohnsteiner Handpuppenbühne von
Max Jacob zu holen. Nach dem Krieg kehrte er nach Paris zurück. 1949
gründete er die “Compagnie des Marionnettes Temporal”. 1953
arbeitete er bei den “Europäischen Handpuppenspielen” nochmals
mit Max Jacob zusammen. Nach der Einstellung des Spielbetriebs 1974
gründete Temporal das “Atelier 75” und wandte sich verstärkt
der Forschung zu. In Frankreich trug er entscheidend zur
Weiterentwicklung des Puppenspiels und der professionellen Ausbildung
von Puppenspielern bei. Er war einer der ersten Künstler in
Frankreich, die Vorstellungen an Schulen gaben. 1960 war er
Vizepräsident der UNIMA und ein Jahr später Mitbegründer der
UNIMA-Frankreich, deren Präsidentschaft er von 1965 bis 1967
übernahm. 1984 wollte er am UNIMA-Kongress in Dresden teilnehmen,
starb aber überraschend im Oktober 1983.
Plakat (Ausschnitt) zu einer Vorstellung seines Theaters, Inventarnummer 15870 |
Dr. Erich Thomas
Dr.
Thomas beim Ausflug mit der Belegschaft der Puppentheatersammlung
1990
Dr. Thomas beim Ausflug mit der Belegschaft der Puppentheatersammlung 1990
Auch
dieses Jubiläum lag bereits im vergangenen Jahr. Am 2. August 2020
wäre Dr. Erich Thomas 100 Jahre alt geworden. Der gebürtige
Dresdner nahm von 1939 bis 1945 am Zweiten Weltkrieg als Soldat teil,
studierte dann Medizin und verdiente sich sein Studium durch
grafische Arbeiten. Danach war er Arzt für Lungenerkrankungen am
Krankenhaus in Coswig. Nebenher war er stets auch künstlerisch
tätig, schuf Ölgemälde und Grafiken. Seit den 1980er Jahren
unterstützte er die Puppentheatersammlung bei ihren Ausstellungen.
So gestaltete er Tafeln und fertigte Zeichnungen für Ausstellungen
und die "Mitteilungen der Staatlichen Puppentheatersammlung
Dresden" an. Auch für die Programmhefte der "Kasperiade"
im Hohenhaus zeichnete er Vignetten. 1991 wurde er Gründungsmitglied
der Freunde der Puppentheatersammlung Dresden e.V. und blieb
interessiertes Mitglied bis zu seinem Tod am 21.10.2013.
Arbeitsplatz
des Restaurator, |
Trinker, Zeichnung nach einer Figur des russischen
Puppenspielers Sergej Obraszow, |
Ambrella Figurentheater
Heike
Klockmeier beim Stück „Heute: Genoveva“ anlässlich der |
Heute vor genau sechs Monaten – am 9.10.2020 – erhielt Lars Rebehn, Kurator der Puppentheatersammlung, den Ehrenpreis des Verbands Deutscher Puppentheater „Die spielede Hand“. Aus diesem Anlass reisten Heike Klockmeier und Jürgen Maaßen – zusammen das „Ambrella Figurentheater“ - extra aus Hamburg an, um beim Festakt die Vorstellung des Stückes „Heute: Genoveva!“ darzubieten. Dieses hatten sie in Zusammenarbeit mit Lars Rebehn entwickelt und erzählen dabei – mal mehr, mal weniger wahrheitsgetreu – Anekdoten aus der Geschichte des Puppenspiels. Ganz nebenbei feierte das Ambrella Figurentheater im letzten Jahr selbst 25. Jubiläum.
Ausschnitt
aus dem Plakat zum Stück „Prinz Eselohr“ |
Clown
aus "Gleich kommt Ferdinand" (Probenfigur) |
Leopold Apel
Detail eines Theaterzettels zu einem von Leopold Apel bearbeiteten Stück, Dresden um 1900, Inventarnummer C6797 |
Seiltänzer mit Balancierstange Sachsen, erste Hälfte 20. Jahrhundert, Inventarnummer 10203 |
Lampenjongleur, achsen, erste Hälfte 20. Jahrhundert, Inventarnummer 10202 |
Helene Apel-Böttger
Helene
Apel-Böttger bei der Feier zum 75. Bühnenjubiläum |
Helene
Apel-Böttger (25. Dezember 1877 Vielau - 3. April 1961 Dresden)
wuchs im Apelschen Marionettentheater ihrer Eltern auf. Diese Bühne
wurde bereits 1877 von Helenes Vater Albert Apel
(1847 – 1905)
gegründet und beinhaltete zum Teil Marionetten, die bereits um 1800
entstanden sind. Als Helenes Vater das Theater aus gesundheitlichen
Gründen ab 1892/93 nicht mehr als Prinzipal führen konnte, suchte
ihre Mutter einen neuen Geschäftsführer. So übernahm 1901 Walter
Böttger (1882 Leipzig – 1947 Dresden) die Theaterleitung und
heiratete 1905 Helene. Nach dem Tod von Helenes Mutter führte sie
gemeinsam mit ihrem Mann den Spielbetrieb fort. Sie reisten im
Umkreis von Dresden und auch nach dem Tod von Walter betrieb Helene
das Theater mit ihrem Sohn Albert (1909 – 1986) weiter. Endgültig
aufgeben musste sie den Spielbetrieb 1952. Wie vielen
Marionettenspielerbühnen wurde auch ihr die Zulassung von der
Landesregierung Sachsen entzogen. Bis dahin war die Apelsche
Puppenspielerfamilie eine der wichtigsten im Raum Dresden. Sie starb
heute vor 60 Jahren. Ein
Großteil des Fundus befindet sich in der Puppentheatersammlung
Dresden.
Kasper, Sachsen um 1800, Inventarnummer 21983 |
Frau des Rokoko-Tanzpaares, Sachsen um 1800, Inventarnummer 21993 |
Mann des Rokoko-Tanzpaares, Sachsen um 1800, Inventarnummer 21990 |
© SKD